Gedenktag in Brest am 5. Oktober 2024

„Die  Stadt würdigt ihre trotzkistischen Widerstandskämpfer“ (Ouest-France). „Eine Gedenktafel zur internationalen Verbrüderung“ (Le Télégramme). „Als Franzosen und Deutsche sich verbrüderten“ (Ouest-France). „Während des Krieges 39/45 wurde in Brest die erste Ausgabe einer deutsch-französischen Untergrundzeitung veröffentlicht. – Während der deutschen Besatzung gingen französische und deutsche trotzkistische Aktivisten alle Risiken ein, um in Brest dieses Bulletin zu verbreiten, das zur Verbrüderung feindlicher Soldaten aufruft“ (Ouest-France).

Die lokale Tagespresse berichtete ausführlich über diese erste öffentliche Ehrung, die die Stadt Brest in Zusammenarbeit mit unserem Verein für die Arbeiterkämpfer organisierte, die sich unter dem Naziterror für die internationalistische Verbrüderung einsetzten. Zu Recht, denn dieser Tag des 5. Oktober 2024, der 81. Jahrestag der Ermordung von Robert Cruau und der Festnahmen zahlreicher Aktivisten, war in jeder Hinsicht außergewöhnlich.

Würdigen wir zunächst das Engagement der Gemeinde Brest. Die beiden Gedenktafeln an der Rue Richelieu 87 und der Route de la Corniche mit Blick auf den U-Boot-Stützpunkt spiegeln deutlich wider, was François Cuillandre, Bürgermeister von Brest, in seiner Hommage an Robert Cruau, Georges Berthomé, Yves Bodénez, André Floch und Albert Goavec hervorhob: „Sie wussten, wie man die Freiheit trotz Kompromissen würdigt. Sie wussten es auch, indem sie ihr Ideal, ihr politisches Engagement, das der Vierten Internationale, hochhielten“. Vor allem aber ist die starke Beteiligung an diesem denkwürdigen Ehrentag hervorzuheben: Mehr als 150 Menschen haben an diesen Veranstaltungen oder zu einem Teil davon teilgenommen. 150 – und wie viele Abwesende haben es bedauert, nicht kommen zu können!  – die nicht vergessen haben, dass junge französische Arbeiter und deutsche Soldaten, Arbeiter in Uniform, in diesen schrecklichen Jahren, als es Mitternacht im Jahrhundert war, in Brest ein anderes Blatt als den nationalistischen Hass geschrieben haben, das Blatt der internationalen Brüderlichkeit der Arbeiter. Die bewegenden Darbietungen eines spontanen Chors vor der Gedenktafel in der Rue 87 Richelieu und vor dem U-Boot-Stützpunkt drückte besser als alles andere aus, was uns acht Jahrzehnte später für immer mit unseren deutschen und französischen Kameraden um ihre Bulletins „Arbeiter und Soldat“ und „Front Ouvrier“ verbindet. Zuerst wurde in der Rue de Richelieu die Warschawjanka (Feindliche Stürme durchtoben die Lüfte) angestimmt:

Freiheit und Glück für die Menschheit erstreiten!
Kämpfende Jugend erschreckt nicht der Tod.
Die Toten, der großen Idee gestorben, werden Millionen heilig sein.

dann vor dem U-Boot-Stützpunkt Die Internationale, mit ihren Versen:

Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der mächt’gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben, dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass!

Zum Abschluss seiner Rede über die „internationalistischen Kommunisten von Buchenwald“ während der Konferenz schlug unser Genosse Claudius Naumann vor, dass unser Verein „Die Freunde von Arbeiter und Soldat“ im Jahr 2025 ein neues Treffen organisiert, dieses Mal in Deutschland, und zwar immer, um „die Geschichte dieser internationalistischen Aktivität zwischen Arbeitern aus Konfliktländern, die jegliche kollektive Verantwortung der Völker ablehnen“ bekannt zu machen. Angesichts der in Brest begonnenen Arbeit und vor allem der schrecklichen Realität, die wir jetzt erleben, wurde dieser Vorschlag vom Vorstand des Verbandes einstimmig angenommen.

François Preneau (Bulletin № 3, S. 34)